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Stasi Falkensee

Da Falkensee Teil der DDR war, war die Stasi hier auch tätig. Unsere Gruppe beschäftigte sich mit den allgemeinen Tätigkeiten der Stasi sowie spezifisch mit Falkensee.

Warum wurde die Stasi gegründet und was waren ihre Aufgaben?

Zuerst wurde die Staatsicherheit gegründet, um Fällen von sogenannter “Republikflucht” vorzubeugen, da diese in den 1950er Jahre zunahmen. Die Stasi wurde am 8. Februar 1950 gegründet und war zuerst recht klein mit gerade mal 3.000 Mitarbeitern. [1]

Mit den Jahren stieg die Zahl der Mitarbeiter auf 90.000, dazu noch einmal fast 200.000 inoffizielle Mitarbeiter, die von der Stasi angeworben wurden. Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) wurde als “Schwert und Schild” der SED angesehen, da sie regierungsfeindliche Gruppen unter Kontrolle hielt, indem sie Post durchsuchte, Bürger anheuerte, andere Personen zu bespitzeln, und selbst gezielt Personen überwachte und abhörte. [2]

Die Stasi war eine Geheimpolizei, somit durfte sie Leute auch verhaften und zu anderen rechtlichen Maßnahmen greifen. Diese Rechte hat sie oft genutzt, um Aktivitäten einzelner Bürger zu überwachen oder sogar einzuschränken. Beispielsweise wurden Personen der Punk-Bewegung oft vor regierungsfeindlichen Demos verhaftet und so “ruhiggestellt”. [3]

Welche Leute waren Zielobjekt der Stasi?

Hauptsächlich waren Menschen mit staatsfeindlichen Bestrebungen oder Staatsgegner Zielobjekte. Selbst Leute, die nur staatsfeindlich schienen, wurden überwacht.  Dazu kamen noch Kirchengruppen, Menschen aus sogenannten Subkulturen, wie z.B. Punks, Umweltgruppen, etc. [2] [3]

 

Zusammengefasst waren es Leute, die nicht derselben politischen Auffassung wie die SED waren. Diese Personen wurden taktisch überwacht und kontrolliert, um zu verhindern, dass sie der SED-Regierung schaden. [3]

Vor allem Personen, die aktiv verdächtigt wurden, flüchten zu wollen, wurden sehr stark überwacht. Jeder Brief wurde geöffnet und kopiert Freunde, Familie, Mitarbeiter wurden als inoffizielle Mitarbeiter (IMs) angeheuert, sogar Wanzen wurden installiert, um jeden einzelnen Satz zu überwachen. Sobald ein Verdacht auf Republikflucht bestand, wurde sofort ermittelt. [2]

Wer arbeitete beim MfS?

Wie bereits erwähnt, dehnte sich die Zahl der Mitarbeiter auf insgesamt ca. 290.000 aus, wovon gerade mal 90.000 hauptamtliche Mitarbeiter waren. Diese hauptamtlichen Mitarbeiter waren offiziell beim MfS angestellt und wurden aus Militär, Polizei oder anderen staatlichen Einrichtungen rekrutiert, um bei der Geheimpolizei zu arbeiten. [2]

Die inoffiziellen Mitarbeiter (IMs) haben einen mehr als doppelt so großen Teil der Stasi ausgemacht und waren das wichtigste Instrument der Staatssicherheit. Wenn man mit Leuten bekannt war, die der Stasi negativ aufgefallen sind, wurde man von der Stasi als IM angefordert. [1] [3]

Zusammengefasst war die Staatssicherheit ein großes Netz aus hauptamtlichen und inoffiziellen Mitarbeitern. Jeder Mitarbeiter des MfS hatte eine essenzielle Aufgabe und hat das Konzept der Stasi funktionieren lassen. [3]

Wie viele DDR-Bürger wurden von der Stasi bespitzelt?

Wie viele DDR- Bürger tatsächlich insgesamt bespitzelt wurden, lässt sich schwer bestimmen, da fast die komplette Post überwacht wurde und es fast 200.000 inoffizielle Mitarbeiter gab, die alle Personen bespitzeln sollten. [2]

 

Offiziell ist jedoch, dass es 4.000-5.000 operative Vorgänge gegen DDR-Bürger gab, von denen 2.000 abgeschlossen wurden. Unter dem Begriff “operativer Vorgang” versteht man einen aktenkundigen, registrierten Vorgang des MfS, der sich vor allem gegen mutmaßliche Staatsgegner richtete. [3]

Persönlicher Bezug: Mathias Jaensch

Alle wörtlich zitierten Sätze stammen aus dem Interview mit Mathias Jaenvom 17.12.2024 im Museum Falkensee 

Nach einer Lehre im Interhotel Potsdam 1983-1985 arbeitete Mathias Jaensch von 1985-1988 im Restaurant des Palasthotels Berlin, einem gehobenen Hotel in Ost-Berlin, in dem u.a. hochrangige Politiker als Gäste verkehrten. Daher waren auch die Lebensmittel teuer und es wurden große Mengen an Luxuslebensmitteln wie Kaviar und lang gereifter Alkohol gegessen und getrunken.  

 

Während die Politiker im Reichtum lebten und exquisite Genussmittel zur Verfügung hatten, lebte der Großteil der Bevölkerung von Grundnahrungsmitteln und bekam von all den teuren Speisen nie etwas mit. Diese Ungerechtigkeit störte Mathias Jaensch.  

Er stellte 1988 mit 21 Jahren einen Ausreiseantrag. Kurz danach kontaktierte ihn die Staatssicherheit (kurz Stasi) und teilte ihm mit, er solle den Ausreiseantrag zurücknehmen. Er lehnte ab, denn er wollte nicht mehr in der DDR leben.  

Etwas später wurde die Schlüsselkarte, mit der er das Hotel betrat, um zu arbeiten, wieder ausgespuckt. Er kam nicht mehr an seinen Arbeitsplatz. Ihm wurde sogar ein Berufsverbot erteilt, er durfte nicht mehr arbeiten. In seiner neu gewonnenen Freizeit setzt er alles daran, den Ausreiseantrag durchzusetzen. Jeden Dienstag fuhr er nach Nauen, um in der Abteilung Inneres beim Rat des Kreises Nauen zu fragen, wie es um den Ausreiseantrag steht. Ohne Erfolg.  

Auch erstellte er jetzt mit der Schreibmaschine seines Vaters für seine Freunde Ausreiseanträge. Selbstverständlich fand die Stasi auch das heraus. Mathias Jaensch  erzählt im Interview: "Von der alten Schreibmaschine hing das E ein bisschen. So konnte die Stasi sehen, das hat der Jaensch getippt, das hat der Jaensch getippt und das hat der Jaensch getippt.”  

Zu der Zeit beschattete die Stasi schon seine Wohnung in Falkensee. Teilweise fotografierten sie in die Fenster.  Mathias Jaensch dazu: “Sie haben reinfotografiert in die Fenster mit Blitz und allem.” Auch sei genau beobachtet worden, wer ein- und ausging. “Einige Kumpels wurden sogar verhaftet”, sagt er.  

Die Stasi ging sogar so weit, dass Herr Jaensch immer vor den Pflichtdemonstrationen zum Gründungstag der DDR u.a. ein bis zwei Tage in Untersuchungshaft kam, weil man erwartete, dass er sonst gegen die DDR demonstrieren würde. 

 

Bald war klar, dass der Ausreiseantrag nicht genehmigt wird, deshalb beschlossen er und ein paar Freunde zu fliehen. Mit Leitern wollten sie über die Mauer nach West-Berlin flüchten. Die ersten drei Versuche scheiterten, aber festgenommen wurden sie nicht.  Der vierte Versuch am 10.01.1989 schien auf den ersten Blick gut zu verlaufen, doch auch diesmal scheiterte der Versuch und sie wurden festgenommen. Mathias Jaensch wurde verhört und sein Haus durchsucht, ohne Resultate. 

Nun wurde ihm ein Vorschlag gemacht: Als Informant der Stasi im Westen unter einer neuen Identität zu arbeiten. Jaensch lehnte ab. Er kam zuerst für 3 Monate in Untersuchungshaft bei der Stasi in Potsdam, danach wurde er zu einem Jahr und 10 Monaten in  der JVA Karl-Marx-Stadt verurteilt, aber schon nach fünf Monaten in der JVA kam er frei:  Die Bundesrepublik Deutschland hatte ihn am 05.09.1989 freigekauft. Er war teil von einem der letzten Häftlingsfreikäufe zwischen DDR und BRD. Noch vor dem Mauerfall reiste er in den Westen. Dort arbeitete er zunächst weiter im Hotel, wechselte aber später den Beruf und ist jetzt Immobilienberater in Falkensee. 

Fazit – Inwiefern hat die Stasi Grenzen in der DDR gezogen?

Die Stasi hat definitiv spürbare Grenzen in der DDR gezogen. Jedoch waren diese Grenzen unsichtbar, da man sich nie sicher sein konnte, ob man überwacht wurde oder nicht. Es waren klare, durch die Staatssicherheit beschützte Grenzen in der Meinungsfreiheit gesetzt.

 

Die ständige Angst vor den Mitteln der Stasi war eine Grenze zur Meinungsfreiheit und lastete schwer auf den DDR-Bürgern.

Hier geht es zu den Quellen, die wir in diesem Projekt verwendet haben.

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