Sozialistische Politik und Wirtschaft
Die DDR war ein sozialistischer Staat, der von 1949 bis 1990 existierte. Wir betrachten die Wirtschaft und die Politik in der DDR von den ersten Wahlen bis zu den wirtschaftlichen Möglichkeiten der Bevölkerung.
Alle wörtlich zitierten Sätze stammen aus dem Interview mit Dr. Günter Zytariuk vom 15.01.2025 in unserer Schule.
Wahlen
Die ersten demokratischen Wahlen in Falkensee fanden im Jahr 1946 statt. Es existierten die Verwaltung und der Gemeinderat. Obwohl hierbei auch sogenannte deutsche Antifaschisten mitangehört wurden, waren diese Organe nicht durch Wahlen berufen. Dennoch war die damalige Ordnung so weit gefestigt, dass die demokratische Wahl vorbereitet werden konnte. Die Bürger mussten vor der Wahl darauf vorbereitet werden, wie diese abläuft.
Besonders die SED bereitete sich auf die Wahlen vor, indem von ihren Wahlthemen in der Wahlzeitung berichtet wurde. Die Hauptaufgaben der SED waren nach eigener Aussage:
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„Es soll eine saubere und leistungsfähige Verwaltung geschaffen werden.
2. Alle Schädlinge am Volke sollen erbarmungslos ausgeschmerzt werden.
3. Die Wirtschaft soll weiter aufgebaut und ausgebaut werden.“ [1]

Zusätzlich gab es auch andere Parteien, die aber nur in den demokratischen Wahlen gewählt werden konnten. Bei nicht demokratischen Wahlen standen die Parteien nur auf dem Papier, um ein Mehrparteiensystem zu haben, aber wählen konnte man sie nicht.
Gewählt wurde in einem Wahllokal. Dort wurden die wahlberechtigten Bürger erfasst und auf einer Liste abgehakt. Von 1950 bis 1990 gab es immer eine Wahlbeteiligung über 98%. Wähler bekamen einen Zettel, auf dem die unterschiedlichen Parteien standen. In demokratischen Wahlen standen diese Parteien zur Wahl. Bei nicht-demokratischen Wahlen hingegen konnte man keine weitere Partei ankreuzen und so wurde automatisch die SED gewählt. Bei beiden Wahltypen gab es Wahlkabinen. Nutzte man aber die Wahlkabine in einer nicht demokratischen Wahl, wurde man auffällig. Um seine Wahl gültig zu machen, wurde der Zettel in die Wahlurne gelegt.
Postverkehr
Schrieb man in der DDR einen Brief, wurde dieser mutmaßlich erst zur Normannenstraße gebracht, um ihn dort weiterzuleiten. Die Normannenstraße wurde von der StaSi genutzt, um den Postverkehr zu kontrollieren, indem Briefe mit Bildern oder einem Titel, wie z.B. Professor, geöffnet und kontrolliert wurden. Andere verdächtige Briefe sowie die meisten Pakete kontrollierte man dort ebenfalls.
Schule
Manche Schüler besaßen zwei unterschiedliche Identitäten. Eine nahmen sie in der Schule an, die andere zuhause. Es konnte sein, dass die eigene Familie eine andere Ansicht vertrat als gerne gesehen wurde oder sich dem Staat widersetzte. Dies durften die Schüler jedoch nicht in der Schule äußern. Wenn es doch ans Licht kam, wurden die Schüler bestraft und die Familie fiel negativ auf.
Am Ende der Schulzeit wurden Schüler von Soldaten über eine militärische Ausbildung befragt. Schüler konnten so rekrutiert werden. Bereits im Kindergarten und im frühen Schulalter fing die militärische Ausbildung mit dem Manöver Schneeflocke an.
Dabei führten die Kinder spielerisch Gelände- und Schießübungen in Form von Wettkämpfen aus. Diese Übungen wurden jährlich vor den Winterferien durchgeführt.
Reisen
Um zu reisen, musste man eine Reiseanlage beantragen. Nach ungefähr drei Wochen erhielt man entweder eine Zusage oder eine Absage, gegen die man nicht klagen durfte. Wollte man in den Westen, bekam man einen Reisepass, der ausschließlich für besondere Anlässe genehmigt wurde, wie z.B. eine Silberhochzeit. Reiste man oft und kam immer wieder zurück, konnte es sein, dass die Bearbeitungszeit der Reiseanträge verkürzt wurde.
Heute kann man ohne Bedenken im Schengen-Raum reisen und angemeldet 10.000 Euro in bar mit ins Ausland nehmen. Früher konnte man nur 100 DDR-Mark mitnehmen. Als Folge nahmen Reisende oft Essen und andere lebenswichtige Gegenstände mit.
Weite Reisen, wie z.B. eine Reise in die Sowjetunion, waren nur in Reisegruppen gestattet. Meistens bestand die Gruppe zur Hälfte aus Mitarbeitern der Staatssicherheit. Erst später wurden Reisen nach Polen und in die Tschechische Republik ohne staatliche Genehmigung gestattet. [5]
Falkensee wird zur Stadt
Falkensee liegt westlich von Berlin im Havelland. Die Grenze im Westen von Berlin und die Grenze im Osten von Falkensee liegen aufeinander. So ist man entweder in Falkensee oder Berlin. Am 21. Januar 2025 hat Falkensee rund 46.000 Einwohner. [2]
Bis 1961 war Falkensee eine Großgemeinde mit 31.000 Einwohnern. Bis zum Bau der Mauer bestand die Absicht, Berlin mit Falkensee zu erweitern. Mit dem Bau der Mauer wurde Westberlin von Falkensee getrennt und Falkensee besaß eine direkte Grenze zu Berlin. Deshalb wurde die Stadtgründung bis zum 5. Oktober 1961 hinausgeschoben. Der Rat des Bezirks Potsdam beschloss Falkensee zum 12. Jahrestag der DDR – am 7. Oktober 1961 –, das Stadtrecht zu verleihen. [1]
Beziehung zum Westen (Westberlin)
Vor 1945 konnten Arbeiter, die in Falkensee wohnten, über Verkehrsverbindungen schnell wieder nach Berlin kommen. Dort halfen sie, große Siedlungsblöcke aufzubauen. Sie nutzten die S-Bahn und eine Buslinie, um nach Spandau zu kommen. Demnach war die Beziehung zu Berlin vor 1945 rein wirtschaftlich.
Nach 1961, dem Jahr, in dem die Mauer gebaut wurde, kamen die Arbeiter nur noch sehr umständlich nach Ost-Berlin, da die Berliner Mauer das Überschreiten der Grenze von Falkensee und Westberlin verhinderte. Dadurch verloren einige Arbeiter ihre Arbeit. Ohne Genehmigung, die meistens nicht gegeben wurde, kam man nicht nach Westberlin. [1]
Kulturprogramm
Falkensees Unterhaltungsprogramm begann im Jahr 1945 mit einem bunten Programm. Dort traten in Falkensee ansässige Künstler auf. Im Jahr darauf wurde das Unterhaltungsprogramm um eine Handpuppenbühne erweitert. Am 28. März 1948 wurde das “Neue Theater Falkensee” unter der Leitung von Erna Offeney, die sich als Künstlerin, Tänzerin, Schauspielerin und Sängerin in Falkensee engagierte, eröffnet. [3] Auf dem Programm standen u.a. die Opern/Operetten und Dramen “Schwarzwaldmädel”; “Der Biberpelz”: “Kabale und Liebe”; “Ein Ruhetag”; “Berliner Luft” und Ausschnitte aus “Fidelio”. [1]
Begrenzte Konsumoptionen und Westkontakte
In Falkensee und vor allem in Berlin konnten aufgrund der unmittelbaren Nähe zum Westen Vergleiche mit dem Lebensstandard im Westen gezogen werden. Bürger*innen waren frustriert, da der Lebensstandard im Westen große Unterschiede zu ihrem eigenen aufwies. Doch über den Schwarzmarkt, wie z.B. den am Alexanderplatz, war es in der unmittelbaren Nachkriegszeit und bis in die 50er Jahre nur begrenzt möglich, an westliche Produkte zu gelangen. [4]
Überwachung und Repression
Die persönliche Freiheit wurde durch die Überwachung der Staatssicherheit grundsätzlich beschränkt. Durch die gesellschaftliche Konformität wurden die Menschen eingeschränkt und es entstand ein Muster der Selbstzensur aus Angst vor Konsequenzen. Wer sich jedoch trotzdem öffentlich mit einer abweichenden Meinung äußerte, musste mit Repression und erweiterter Überwachung rechnen. [5]
Freie Deutsche Jugend (FDJ)
Die Freie Deutsche Jugend, kurz FDJ, wurde am siebten März 1946 gegründet. Sie war dafür da, Reserven für den Kampf heranzuziehen. An sich war der Beitritt optional, doch Nicht-Mitglieder mussten mit Beeinträchtigung bei der Berufswahl rechnen. Im Alter von 14 Jahren wurde man bereits in die Organisation aufgenommen, aber erst mit 25 Jahren wieder entlassen. Um 1980 waren rund 80% der Menschen zwischen 14 und 25 Mitglieder der Freien Deutschen Jugend. [6]
Wirtschaft
Durch die Mauer wurde die Anbindung an Westberlin gekappt. Dadurch konnten Arbeiter, die in Falkensee wohnten, nicht mehr nach Berlin fahren und verloren ihre Arbeit. Außerdem war es schwieriger, Ressourcen von und nach Ost-Berlin zu transportieren. So wurde aus wirtschaftlicher Sicht eine Grenze gezogen, die den Ressourcenaustausch erschwerte.
Falkensees Wirtschaft wurde von der Bezirksregierung in Potsdam zentral gesteuert. Jegliche Privatunternehmen wurden unter der sozialistischen Regierung zu Volkseigenen Betrieben (VEBs).
Der wichtigste Betrieb Falkensees war der VEB Landmaschinenbau Falkensee:
Er wurde am 01.01.1954 gegründet und übernahm das Werksgelände des Gerätewerks Falkensee und auch teilweise dessen Produktionssortiment. Der Volkseigene Betrieb Landmaschinenbau entwickelte sich zum größten Betrieb im Kreisgebiet und selbst ab 1990 wurde der Betrieb als Förderanlagen GmbH Falkensee fortgeführt.
Weitere VEB waren: [7]
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VEB Metallbearbeitung Falkensee
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VEB Plasteverarbeitung Falkensee
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VEB Transformatorenwerk Falkensee [8]
Folgen der Planwirtschaft
Der Umbruch der gesamten Wirtschaft in der DDR hatte zur Folge, dass jeder arbeiten ging. Demnach gab es keine Arbeitslosigkeit. Wer nicht arbeiten ging, galt als asozial und konnte dafür bestraft werden. Aus diesem Grund wurden auch ineffiziente Betriebe am Leben gehalten und Arbeiter bekamen teils Aufgaben, die keinen Nutzen hatten. Dies führte dazu, dass das Produktivitätsniveau der DDR auf 30% von dem des Westens sank.
Wie hat die Mauer die Wirtschaft verändert?
Aufgrund der schlechten Lebensbedingungen in der DDR flohen viele Menschen nach Westdeutschland und ein Fachkräftemangel entstand. Um das zu verhindern, wurde eine Mauer gebaut, die es unmöglich machte, ohne weiteres in die BRD zu ziehen. Anfangs gelang der DDR ein Aufschwung der Wirtschaft, da sie die Löhne senken und Preise zum Teil erhöhen konnten, um die Nachfrage zu dämpfen. 1963 besserte sich die Versorgungslage: Löhne und Konsum stiegen. Trotzdem blieben viele Güter wie Elektrogeräte und Autos Mangelware. [9]
S-Bahn Anbindung
Mit dem Bau der Mauer verlor Falkensee seine Anbindung an Berlin. Durch die wirtschaftliche Isolation ging Falkensee seine Attraktivität verloren, die es durch die Nähe zu Berlin hatte. Als Folge zogen bis zum Mauerfall rund ein Drittel der Einwohner weg und die Bevölkerung sank auf 22.000 Einwohner.[10]